Ekaterini Kepetzis
Pierre-Jean David, gen. David d’Angers (1788-1856) zählt zu den bedeutendsten
französischen Bildhauern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele
seiner Werke reflektieren seine demokratischen Überzeugungen, d.h. sein
Eintreten für persönliche und nationale Freiheit sowie sein Engagement
für eine konstitutio-nelle Staatsform. Obschon diese Grundsätze in
der Forschung generell gut unter-sucht worden sind,1 geht es im Folgenden um
einen bislang nur am Rande berück-sichtigten Einzelaspekt: Die Beziehungen
David d’Angers’ zur philhellenischen Bewegung und seine Begeisterung
für die griechische Erhebung.2
David d’Angers hat in eigenem Auftrag und aus eigenen Geldmitteln einige,
vom Philhellenismus inspirierte Werke geschaffen. Vor allem zu erwähnen
ist die be-kannte, 1826 entstandene Skulptur der „Jungen Griechin“
für das Grabmal des Mar-cos Botzaris in Missolonghi, die sich heute im
Historischen Nationalmuseum in Athen befindet.3 Genannt werden müssen sodann
eine Reihe von Büstenporträts nach bedeutenden Zeitgenossen, die in
Verbindung zur philhellenischen Bewegung ste-hen. Wenig beachtet wurden bisher
verschiedene Bildnismedaillons der 1820er und 30er Jahre, die ebenfalls engagierte
Griechen und Philhellenen zeigen. Hinzu kommen noch die Medaillons des späteren
griechischen Ministerpräsidenten Kon-stantinos Kanaris und seiner Frau,
die David d’Angers 1852-53 in Griechenland fertigte.
Hinsichtlich dieser Medaillons soll im Folgenden die kunsthistorische Tradi-tion
und der Stellenwert im Werk des Bildhauers untersucht werden. Vor allem geht
es um die persönliche und politische Motivation des Künstlers. Abschließend
werden David d’Angers’ Eindrücke aus Griechenland skizziert;
diese in seinen Notizbüchern festgehaltenen Anschauungen sind eine wichtige
Quelle für die Kol-lision von Ideal und Realität, wie sie viele Philhellenen
und Griechenlandrei-sende in diesen Jahren erlebten.
Schon in der Kindheit des Bildhauers setzte seine Begeisterung für freiheit-liche
und nationale Bewegungen in Europa und Amerika ein: Der damals Fünfjährige
begleitete 1793 seinen Vater Pierre-Louis David, als dieser als Soldat an den
Kämpfen der jungen französischen Nation gegen die europäische
Koalition teil-nahm. Um 1800 begann David d’Angers seine Ausbildung in
der Holzschnitzerwerk-statt des Vaters. 1808 ging er nach Paris, wo er bei dem
Bildhauer Philippe-Laurent Roland studierte. Ab 1810 erhielt er ein Stipendium
seiner Heimatstadt. Er fügte seinem Geburtsnamen den Namen „Angers“
hinzu, dies wohl aus heimatli-cher Verbundenheit und um sich von dem Maler Jacques-Louis
David abzugrenzen. Im Folgejahr gewann er die von der École des Beaux-Arts
vergebene höchste Auszeich-nung, den „Prix de Rome“, und verbrachte
die Jahre bis 1815 als Stipendiat an der französischen Akademie in Rom.
Während dieser Zeit war David d’Angers akti-ves Mitglied des italienischen
Geheimbundes
der Carbonari.4 1815 kehrte er nach Paris zurück und erhielt fünf
Jahre später erste offizielle Aufträge. Nachdem er sich mit Grab-
und Denkmälern einen Namen geschaffen und 1825 von Karl X. mit dem Kreuz
der Ehrenlegion ausgezeichnet wor-den war, wurde er im folgenden Jahr Mitglied
des Institut de France und Profes-sor an der École des Beaux-Arts. Die
Professur scheint ihm finanzielle Unabhän-gigkeit gesichert zu haben, denn
in späteren Jahren konnte er Aufträge ablehnen, die seiner republikanischen
Gesinnung zuwiderliefen.5
Seit den 1820er Jahren wandte sich David d’Angers verstärkt der Kunst
des Bildnismedaillons zu. Hierzu motivierte ihn seine romantisch geprägte
Begeiste-rung für das genialische Individuum sowie seine auf die Physiognomik
gestützte Überzeugung, große Geister an ihren Zügen erkennen
zu können. Bezeichnend ist seine Bewunderung der Lebensbeschreibungen großer
Männer durch Plutarch.6
David d’Angers fertigte im Verlauf seines Lebens über 500, zumeist
in Bronze gegossene Porträtreliefs: Aufgrund seiner politischen Überzeugungen
und seiner Teilnahme an der aufstrebenden Bewegung der französischen Romantik,
lernte er zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kennen,
die er in diesem Medium verewigte: Er porträtierte Dichter, Künstler,
Wissenschaftler, liberale Politiker nach dem Leben, schuf jedoch auch Darstellungen
Verstorbener mit Memo-rialcharakter.7 Von jedem Porträt fertigte er mindestens
drei Exemplare – eines für den Dargestellten, eines behielt er selbst,
ein weiteres schenkte er dem Museum in Angers.8
1. Hellenen und Philhellenen
Mit Begeisterung verfolgte der Bildhauer die griechische Erhebung gegen die
osmanische Herrschaft, die seit 1821 Europa in Atem hielt. Umfang, Struktur
und Verlauf des Philhellenismus sollen hier nicht erörtert werden; in den
letzten Jahrzehnten sind dazu bereits umfangreiche Forschungen vorgelegt worden,
welche die Bewegung als wichtigsten Anstoß von religiös motiviertem
Engagement, Libera-lismus und Nationalismus im Europa jener Jahre charakterisieren.
Für David d’Angers waren vor allem die Ideen nationaler Freiheit
entscheidend: Erstmals seit ihrer Unterdrückung durch Napoleon und ihrer
Ächtung durch die Heilige Al-lianz schienen im griechischen Aufstand die
Konzepte der Französischen Revoluti-on wieder Früchte zu tragen. Die
griechische Erhebung wurde konsequenterweise in den Händen der Lieberalen
zu einem wirksamen Propagandainstrument gegen die ei-genen, konservativen Regierungen.
Insbesondere in Frankreich nutzte die Opposi-tion den griechischen Freiheitskampf
als innenpolitisches Kampfinstrument gegen die Restauration: In der Unterstützung
der Erhebung sah man die Chance, aus der restriktiven Ordnung der Heiligen Allianz
„das schwächste Glied, die Sultans-herrschaft, heraus zu brechen,
um so das Gesamtsystem zu erschüttern.“9 Neben den erwähnten
Reliefs des Ehepaares Kanaris hat David d’Angers drei Medaillons bedeutender
Philhellenen und eines Griechen geschaffen: 1828 porträtierte er den französischen
General Charles-Nicolas Fabvier (1783-1855) sowie den Genfer Ban-kier Jean Gabriel
Eynard (1776-1843) und 1836 den griechischen Diplomaten Ioan-nis Kolettis (1784-1847).
David d’Angers kannte die Männer persönlich und fer-tigte die
Medaillons nach dem Leben.
Zunächst einige grundsätzliche Bemerkungen zu Form und Funktion der
Porträt-medaillons, die einen Durchmesser von 12 bis 18 cm haben: Alle
drei Männer er-scheinen in reinem Profil nach rechts gewandt, die Signatur
des Bildhauers be-findet sich jeweils unterhalb des Hals- bzw. Schulteransatzes;
im linken Bild-feld werden die Dargestellten durch ihren Namen identifiziert
und – im Falle von Fabvier und Eynard – durch weitere Beischriften
charakterisiert. Auf eine Über-höhung durch gesonderte Rahmung der
Medaillons wird durchweg verzichtet. Obschon David d’Angers auf den Typus
des in der Renaissance popularisierten „Rundbild-nisses all’antica“
in der Tradition von Münzporträts römischer Imperatoren und christlicher
Kaiser rekurriert,10 sind die Dargestellten zumeist in Zeitkostüm oder
Landestracht gezeigt. Die Wiedergabe in reinem Profil folgt einer alten Tradition:
Seit der Antike verweist die linear abstrahierende und das Typische betonende
Darstellungsform auf die Bedeutung des Gezeigten sowie seinen Anspruch auf Ruhm
und Fortleben. Der Porträtierte erscheint dem Betrachter hieratisch und
distanziert. In der Blütezeit der Profildarstellungen – im 15. und
16. Jahrhun-dert – zeigen diese konsequenterweise Herrscher, Dichter und
Humanisten.11
Das mit „David 1828“ signierte Medaillon Fabviers ist David d’Angers’
erstes Bildnis eines bedeutenden Philhellenen (Abb. 1).12 Dieser General war
1804 in die napoleonische Armee eingetreten und hatte in den folgenden Jahren
eine stei-le militärische Karriere durchlaufen; während der 100 Tage
unterstützte er die Bourbonen, distanzierte sich jedoch bald von Louis
XVIII. und reichte seinen Abschied ein. Im Jahre 1823 reiste er nach Griechenland,
wo er sich den kämpfen-den Griechen anschloss und sich bei der Verteidigung
der Akropolis hervortat. Als gefeierter Held kehrte er 1828 nach Frankreich
zurück.13
David d’Angers zeigt den Militär mit einem mächtigen Schnurrbart
und einem voluminösem Turban, sonst jedoch mit der Andeutung eines zeitgenössischen
euro-päischen Gewandes. Emotionslos, den Kopf erhoben, blickt der General
nach rechts. Die hohe Stirn, die der Bildhauer stets als Zeichen besonderer
Geistes-stärke einsetzt,14 und eine gerade Nase verleihen Fabviers Profil
ruhige Ent-schlossenheit. David d’Angers selbst, der Fabvier auf einem
der diensttäglichen Salons von La Fayette getroffen hatte, schreibt in
seinem Carnet „il est impos-sible d’avoir une figure plus militaire,
plus franche.“15 Der Überlieferung nach soll der General bei seiner
Ankunft in Frankreich die in heutigen Augen orienta-lisch anmutende, damals
jedoch mit den griechischen Freischärlern verknüpfte Kopfbedeckung,
wie sie David d’Angers zeigt, noch getragen haben.16 Diese ver-weist auf
die Verbindung Fabviers mit den Ereignissen in Griechenland; durch die Inschrift
rechts wird er zudem als unbeugsamer Militär mit festen Überzeugungen
und Charisma charakterisiert.17 Victor Hugo setzt Fabvier in seinem vom griechi-schen
Freiheitskampf inspirierten Gedichtzyklus Les Orientales ein literarisches Denkmal:
„En Grèce, ô mes amis! vengeance! liberté! / Ce turban
sur mon front! se sa-bre à ma côté! … Commande-nous,
Fabvier, comme un prince invoqué! / Toi qui seul fus au poste où
les rois ont manqué, / Chef des hordes disciplinées, /Parmi les
grecs nouveaux ombre d’un vieux romain, / Simple et brave soldat, qui
dans ta rude main /D’un peuple as pris les destinées!“18
Offensichtlich ist der voluminöse Turban geradezu ein Erkennungszeichen
für Fabvier gewesen; in seinem Bildnismedaillon kommt ihm somit die Funktion
eines Attributes zu.
1828 und erneut 1830 fertigte David das Bildnis des Bankiers Eynard (Abb. 2).
Der Bildhauer verzichtet hier auf eine Andeutung des zeitgenössischen Gewandes.
Dadurch erscheint Eynard fast in antiker Idealbildung: Hoch aufgerichtet blickt
er nach rechts, die hohe Stirn leitet fast unmittelbar in die Nase über,
so dass er ein nahezu klassisches, griechisches Profil erhält. Die kurz
geschnittenen Haare scheinen vom Hinterkopf aus von einem Windstoß nach
vorn geweht zu werden. Die solcherart bewegte Frisur ist ein tradiertes Zeichen
des Genies und der In-spiration, insbesondere bei Künstlern wird „die
Fülle des Haares allgemein als insigne virtutis begriffen“.19 Allgemein
verweist dieses Motiv auf Charisma, Geistesstärke und Entschlossenheit;
besondere Bedeutung hatte es beispielsweise in der Ikonographie Napoleons.20
Durch diese Darstellungsmodi sowie den Verzicht auf zeitgebundene Accessoires
wird Eynard ins Überhistorische entrückt. Auch die Beischriften sind
hier deutlich sparsamer: Dem Namen fügt David links nur die Worte „L’ami
des grecs“ hinzu, womit der Gezeigte charakterisiert ist.21
„Eynard le philhellène“22 ist einer der wichtigsten Fürsprecher
der griechi-schen Erhebung in Westeuropa: Bereits seit 1821 und insbesondere
nach dem Massa-ker von Chios sammelte er unermüdlich Geld für die
Freiheitskämpfer und zögerte nicht, sein eigenes Vermögen einzusetzen.
Er koordinierte nicht nur die Unter-stützung seiner Wahlheimat Genf, sondern
auch die in Paris zusammengekommenen Spenden und engagierte sich bei der Vermittlung
internationaler Darlehen an Griechenland. Eynard war ein persönlicher Freund
des ersten griechischen Staats-präsidenten Kapodistrias, den er in Genf
kennenlernte, und mit dem er lange Jah-re korrespondierte.23 Obschon er das
Land nie persönlich bereist hat, blieb er der griechischen Sache bis zu
seinem Tod verbunden. In einem Brief vom 30. April 1828 bedankt er sich bei
David d’Angers für die Übersendung seines Bildnisme-daillons
und bemerkt zu seinem Einsatz für die griechische Erhebung: „Si j’ai
eu le bonheur d’être utile à une nation malheureuse, j’en
suis mille fois récompen-sé!!“24
1836 schließlich porträtierte David d’Angers Ioannis Kolettis,
einen der Vä-ter der griechischen Verfassung, Ministerpräsident im
Jahre 1834 sowie erneut zwischen 1844 und 1847. Als David d’Angers sein
Medaillon schuf, war er griechi-scher Botschafter in Paris (Abb. 3).25 Wiederum
verzichtet der Bildhauer auf zeitgebundene Accessoires und zeigt Kolettis mit
genialisch bewegten Locken. Jedoch ist das markante Gesicht von tiefen Falten
zerfurcht, so dass Kolettis sinnend, aber auch sorgenvoll wirkt. Im Gegensatz
zur Darstellung Fabviers redu-ziert sich so der Eindruck antiker Idealität,
wird der Politiker im Hier und Jetzt verwurzelt und scheinbar ungeschönt
realistisch gezeigt. Entschlossenheit weicht Nachdenklichkeit. Hier entsteht
der Eindruck, weniger einen Mann der Tat, als einen Mann des Geistes zu betrachten.
Unter Verzicht auf weitere Beischrif-ten erscheint links nur der Name des Dargestellten
in griechischen Lettern.
2. Das griechische Exil: Konstantinos Kanaris und seine Frau
In den folgenden Jahren engagierte sich David d’Angers zunehmend in der
fran-zösischen Politik: Bereits 1830 hatte er auf den Barrikaden gekämpft
und sich aufgrund der Versprechungen Louis-Philippes eine liberale Verfassung
erhofft. Ende der 1830er Jahre und erneut 1848 stellte er sich in seiner Geburtsstadt
Angers zur Wahl als Vertreter für das Parlament in Paris.26 Obschon sein
Inte-resse an Griechenland nie erloschen ist, konzentrierte sich sein Schaffen
in diesen Jahren auf andere Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfe,
insbesondere auf jene in Polen und Südamerika.27
Aufgrund seiner oppositionellen Haltung und seiner Proteste gegen den Staats-streich
wurde er 1852 von Napoleon III. des Landes verwiesen. Begleitet von sei-ner
Tochter Hélène begab er sich zunächst nach Brüssel und
Berlin und reiste schließlich von Triest aus nach Griechenland.28 Er erreichte
Athen im späten Frühjahr 1852. Aufgrund der umfangreichen Notizen
in seinen Carnets sind wir über seine Eindrücke, Erfahrungen und Reisen
während der folgenden Monate gut informiert. Besonders beeindruckten ihn
die antike Kunst und Architektur in A-then sowie die karge, romantische Landschaft
des Festlandes. Hingegen entsetzen ihn die tatsächlichen Verhältnisse
in Griechenland.
Zwei Medaillons entstehen in Athen: Sie zeigen den Seehelden und Politiker Konstantinos
Kanaris (1790-1877) und seine Frau Despina (um 1800-1881). David d’Angers
war von dem Ehepaar tief beeindruckt:
„De la fenêtre de ma chambre, je vois la petite maison de Canaris.
A la fin de la journée, lorsque le devant de sa maison est dans l’ombre,
il vient s’asseoir sur une petite colonne qui sert de borne, et sa belle
et héroïque femme s’assied aussi sur l’autre colonne
qui fait le pendant de l’autre côté de la porte. Ceci est
antique, de même c’est digne du héros, qui est son an-cêtre.“29
Kanaris erscheint in der mittlerweile vertrauten Form, hier allerdings nach
links gewendet; sein Kopf füllt die Relieffläche in der Vertikalen
vollständig aus, so dass die Signatur des Künstlers in das rechte
untere Kreissegment ver-legt ist: „David d’Angers athènes“
(Abb. 4). Links erscheint, dem Umriss des Medaillons folgend, der Name des Dargestellten
„C. Canaris“.30 Wie bei Kolettis ist die hohe Stirn von Falten durchzogen.
Zugleich aber findet sich die schein-bar vom Wind nach vorn gewehte Frisur mit
der traditionell auf das Genie hinwei-senden, einzelnen Locke oberhalb der Stirn.
Trotz realistischer Züge ist das Antlitz Canaris’ damit überblendet
von kunsthistorischen Darstellungskonventio-nen, die den Gezeigten als großen
Mann erfahrbar machen. Victor Hugo hatte Kana-ris, der in der Nacht vom 6. auf
den 7. Juni 1822 in einem Aufsehen erregenden Racheakt die türkische Flotte
im Hafen von Chios mitsamt Flaggschiff, Admiral und 2000 Mann in die Luft gesprengt
hatte und so europaweit berühmt geworden war, 1828 eines der Gedichte in
Les Orientales gewidmet. Hugo schreibt:
„Alors gloire au vainqueur! Son grappin noir s’abat / Sur la nef
qu’il foudroie;
Tel un aigle puissant pose, après le combat, / Son ongle sur sa proie!“31
Zeitgleich entsteht das Medaillon von Kanaris’ Frau Despina, geb. Maniati
(Abb. 5). Diese trägt ein kunstvoll um den Kopf drapiertes Kopftuch, das,
wie auch der Schal am Halsansatz, auf eine griechische Tracht weist, und wendet
sich nach rechts. Eine einzelne Haarsträhne hat sich gelöst und fällt
auf ihre rechte Schulter, unter dieser Locke hängt ein aufwendig gearbeiteter,
wahrscheinlich goldener Ohrring. Despina Kanaris’ Kopftuch endet knapp
oberhalb der Augenbrau-en, so dass die gerade, hohe Stirn zwar verdeckt ist,
sich jedoch deutlich ab-zeichnet. Ein leichtes Lächeln spielt um ihren
Mund, die Züge der ca. 50jährigen sind faltenlos und jugendlich. Obschon
idealisiert und damit einer antiken Re-liefdarstellung angenähert, ist
sie durch Haartracht, Ohrring und angedeutetes Kleid als Zeitgenossin des Bildhauers
gezeigt. Anlässlich seiner Orientreise, die ihn auch nach Athen führte,
erwähnt Gustave Flaubert Despina Kanaris. Von seinem Besuch am 22. Januar
1851 im Hause Kanaris schreibt er:
„Reçus par Mme Canaris en costume psariote, une bavette à
bandes d’or sur la poitrine, sorte de turban rose incliné sur l’oreille
gauche, et recouvert de la draperie d’un voile blanc; grosse petite femme
dodue, rieuse, aimable, parlant haut d’une voix aigre, riant beaucoup.“32
Zu diesen, als Pendants aufgefassten Medaillons des Ehepaares und einer Büste
Kanaris’ äußert sich David d’Angers ausführlich
unter dem 24. Juni 1852 in sei-nem Carnet:
„Je viens de terminer le buste de Constantin Canaris. Dans le temps de
leur guerre d’indépendance les Grecs avaient éveille toutes
les sympathies et j’avais formé le projet de faire le voyage pour
venir faire quelques bustes des braves défenseurs de la liberté.
Différentes circonstances m’ont empêché de mettre
ce projet à exécution. Mais mon exil m’a fourni ce moyen
et cela a été un adoucis-sement aux douleurs de ma sublime prison
d’Athènes. J’ai fait, outre le buste, le médaillon
de Canaris et celui de sa femme. Je savais que cela le toucherait profondément,
qu’elle était la digne femme d’un héros.“33
Der Bildhauer fährt in seinem Bericht fort und beschreibt die diversen
Versu-che, ihn dem griechischen König Otto von Wittelsbach vorzustellen.
Die Weigerung David d’Angers’, vor den König zu treten und
vor allem die folgende Bemerkung sind bezeichnend für seine tief greifenden,
republikanischen Überzeugungen. Sie charakterisieren zugleich seine Motive
bei Gestaltung der Bildnismedaillons des Ehepaares Kanaris:
„Mes rois, ce sont les hommes de génie, dont les œuvres ont
été utiles au progrès de l’humanité, et les
braves qui ont combattu pour la liberté et l’indépendance
de la patrie.“34
3. David d’Angers’ Griechenlanderlebnis
David d’Angers durchlief während seiner Monate in Griechenland die
unter den enthusiastischen westeuropäischen Reisenden jener Jahrzehnte
fast topische Des-illusionierung und Enttäuschung.35 Geprägt vom Kunstideal
Winckelmanns und den Texten antiker, griechischer Philosophen und Historiker
findet er wenig, das seinen Vorstellungen entspricht. Dies betrifft zunächst
den tatsächlichen Zu-stand des von Kriegswirren und Schlachten erschütterten
Landes, dessen politi-sche und wirtschaftliche Verhältnisse in diesen Jahren
von einer Abfolge von Krisen bestimmt sind.36 Immer wieder sucht er den Vergleich
zwischen der Antike und der Gegenwart, ein Vergleich, der zu Ungunsten der modernen
Griechen ausfal-len musste: „C’est une terre stérile et sauvage
et des plaines de chardons. Il ne reste plus qu’un nom.
C’est comme les descendants des illustres Grecs qui n’ont plus que
les noms retentissants de Thémistocle, de Démosthène, etc.,
et qui vendent de la chandel-le et des légumes.“37
Statt antiker Heroen findet er normale Sterbliche, die seinem Ideal nicht entsprechen;
enttäuscht füllt er sein Notizbuch mit boshaften Beobachtungen: „Les
Grecs modernes, vaniteux à l’excès, gonflés de leur
personne, on les voit se carrer en marchant, comme si la terre était
trop honorée de les porter. Ceci se voit même dans le plus pauvre
berger couvert de haillons.“38
Betrübt kehrt er von einem Besuch der Marmorbrüche von Pentelion zurück,
wo einst Phidias seinen Stein abbauen ließ, die nun jedoch verwaist sind.39
Ernüch-tert kommentiert er den Standard der Kunstakademie in Athen, wo
er die Arbeiten der Schüler begutachtet:
„... j’ai été appelé par le directeur de l’École
des Beaux-Arts à venir juger le concours des élèves. C’est
d’une nullité effrayante. Ce sont tous les enfants de la classe
la plus malheureuse de la société. On leur donne leur prix en
ar-gent et cela sert à faire vivoter la famille. Aussi, ils ne peuvent
faire aucun étude sérieuse. Et puis quels professeurs, bon dieu!
C’est la nullité des nulli-tés.“40
Der Bildhauer flüchtet in die Imagination antiker Geschichte, besucht das
Schlachtfeld von Marathon, wo er den Heroen nachspürt: „J’ai
gravi le tumulus qui renferme les restes des guerriers qui sont mort pour la
défense de la patrie.“41 Lediglich vor den antiken Monumenten,
angesichts der Schönheit ein-zelner Menschen und in der Natur werden seine
Erwartungen erfüllt. Der Land-schaft, dem Meer, den grandiosen Sonnenuntergängen
widmet er schwärmerische Be-schreibungen. Nur hier finden Vorstellung und
Realität zusammen:
„Mais si les arts ont fini leur grande et sublime mission en Grèce,
la nature est toujours grande et majestueuse, et toutes ses montagnes en forme
de tumulus semblent les tombeaux de toutes les croyances et des gloires passées
à tout ja-mais et des gigantesques générations antiques.“42
Schließlich besucht er Anfang 1853 Missolonghi, um nach fast zwei Jahrzehnten
das von ihm geschaffene Grabmahl für Marcos Botzaris wieder zu sehen: Er
findet die „Junge Griechin“ nach langer Suche außerhalb der
Stadtmauern, der Witterung ausgesetzt und mutwillig geschändet. Der Anblick,
so vermittelt es die ergrei-fende Schilderung in seinem Carnet, bricht ihm schier
das Herz:
„De très loin, j’ai aperçu la statue de la jeune fille
qui regarde son [Bot-zaris’; die Verf.] nom sur la pierre tombale, il
m’a semblé voir ce jeune enfant tressaillir en voyant son créateur
d’il y a trente années. Les Grecs lui ont cassé la main,
le doigt qui épelait et un pied, ainsi que les deux oreilles, le corps
a été [unleserlich]. Du moins les mutilations ont dû être
faites par des hommes, hilotes de la gloire de ce vaillant soldat, fâchés
que d’autres n’aient pas aussi un monument; car les partis en Grèce
conservent la fureur comme dans les temps anciens; ils n’ont pas voulu
emporter un souvenir du monument du grand homme, ou plutôt il faut en
accuser la brutalité de ce peuple sauvage qui ne montre l’énergie
que parce qu’il est dirigé par les prêtres qui ont tiré
parti de son fanatisme et ont poussé ces barbares à casser les
oreilles pour qu’elle n’entendît pas leurs bestiales clameurs.
... Hommes, comme le sort est singu-lier! Cette figure qui dévore la
nature que j’ai travaillée avec tant de soin, de fatigues et d’émotions,
est exilée de France, au milieu d’un peuple de sauva-ges qui s’amusent
à la briser et son auteur est exilé aussi, pour son amour de la
grande idée humanitaire, actuellement errant sur la terre pour chercher
six pieds de terre pour couvrir ses os et trouver le repos éternel.“43
Nach einem letzten Blick auf dieses Werk reist David d’Angers enttäuscht
und desillusioniert nach Italien ab.44 Seinen Eindruck von Griechenland fasst
er in dem wehmütigen Satz zusammen „Adieu la Grèce où
j’ai éprouvé tant de décepti-ons.“45 Das 1852
durch Napoleon III. verhängte Exil wird durch die Intervention von Freunden
aufgehoben, so dass der Künstler nach Frankreich zurückkehren kann.
Er stirbt 1856 in Paris.
4. Fazit
David d’Angers hat die Verbildlichung großer Geister als besondere
Aufgabe verstanden. Seine Überzeugung formuliert er bereits 1829:
„Il est beau pour la sculpture de représenter l’apothéose
des grands hommes. Elle ne doit pas représenter la réalité.
C’est pour ainsi dire comme une flamme qui a pris la forme humaine pour
se faire voir aux hommes.“46
Seine Bildnisse sollen den Zeitgenossen und der Nachwelt gleichermaßen
als exempla dienen. Zu diesem Zweck überblendet er die realistische Erfassung
des jeweils Dargestellten mit Idealmustern, die bis in die antike Kunst zurückrei-chen.
Beispielhaft zeigt sich anhand der hier vorgestellten, unter dem Eindruck des
Philhellenismus entstandenen Gruppe wie er es versteht, die scheinbar zeit-lose,
antikische Form des Bildnismedaillons zu modernisieren und durch ver-gleichsweise
kleine Modifikationen der eigenen Zeit anzupassen. Zwar werden die Gezeigten
schon durch das reine Profil und die teilweise „genialisch“ bewegten
Haare heroisiert und im Sinne einer memoria präsentiert. Sie bleiben jedoch
gleichzeitig als lebende Personen der Zeitgeschichte erfahrbar. In dieser beson-deren
Verknüpfung des Idealen mit dem Realen liegt die beeindruckende Kunstleis-tung
des Bildhauers. Mit seinen Medaillons hat er der Nachwelt eine eindrucks-volle,
auch unter historischen Gesichtspunkten ihresgleichen suchende Galerie der prägenden
liberalen Geister in der Zeit von Restauration und Vormärz über-liefert.
Besonders hervorzuheben ist dabei, dass der Künstler – obschon über-zeugter
Franzose – keine nationalen oder ethnischen Grenzen kennt. Er zeigt ein
internationales Panorama bedeutender Persönlichkeiten, in die auch die
hier erstmals ausführlich vorgestellte Reihe der Philhellenen und Griechen
fällt.
1 Dazu insbesondere Coifard, Jean-Luc: Pierre-Jean David d’Angers‚
Sculpteur d’Histoire’, l’angevin, le républicain (1788-1856).
Angers 1985. Ebenso enga-giert war David d’Angers in Hinblick auf die
Abschaffung der Sklaverei; vgl. Maaz, Bernhard: Vom Kult des Genies. David d’Angers’
Bildnisse von Goethe bis Caspar David Friedrich (= Passerelles 6). Berlin 2004,
S. 20f.
2 Angesichts des internationalen Interesses am griechischen Freiheitskampf ist
es selbstverständlich, dass zahlreiche der von David d’Angers porträtierten
Persönlichkeiten sich in der einen oder andern Form für die griechische
Sache engagiert haben, Aufrufe oder Gedichte verfassten wie beispielsweise Chateaubri-and,
Hugo oder Delavigne. Hier geht es aber um Männer, die sich ausschließlich
dem Philhellenismus verschrieben haben.
3 Die auf dem Salon von 1827 erstmals öffentlich gezeigte „Junge
Griechin“ wird heute im Historischen Nationalmuseum in Athen aufbewahrt,
auf Botzaris Grab befindet sich eine im Jahre 1915 von Georgios Bonanos (1863-1939)
angefertigte Nachbildung; vgl. Dimakopoulou, Harikleia G.: I‚ Ellinopoula
epi tou tafou tu Markou Botzari’ tou P.J. David D’Angers. Athen
1982. Dimakopoulou hat die Ent-stehungsgeschichte, die Umstände der Schenkung
an den griechischen Staat und die Errichtung des Monuments minutiös nachgezeichnet.
Allerdings stammt der Marmor, aus dem David d’Angers sein Werk gehauen
hat, nicht aus Carrara, sondern, wie im Livret des Salons von 1827 eigens vermerkt,
aus den Pyrenäen; vgl. Dimakopoulou 1982, S. 3; Janson, Horst W. (Hg.):
Catalogues of the Paris Salon, 1673 to 1881; Salon de 1827. New York, London
1977, Nr. 1083, S. 159. Das Gipsmodel der Skulp-tur ist heute im Musée
d’Angers; vgl. Ausst.Kat. Paris, Hôtel de la Monnaie, 1966: David
d’Angers 1788-1856, Kat. 58, S.47f. Zu den Entstehungsumständen und
David d’Angers’ Verehrung für den gefallenen Botzaris vgl.
Jouin, Henry: David d’Angers. Sa vie, son œuvre, ses écrits
et ses contemporains. 2 Bde. Bd. 1: Vie du maître – Ses contemporains.
Paris 1878, S. 172-176; Ausst.Kat. Angers, Musée d’Angers, 1985:
Galerie David d’Angers, S. 52f.
4 Bruel, André: „Un récit de J.-P. David d’Angers.“
In: La table ronde, som-maire sur l’art 142, 1959, S. 124-134; Coifard
1985, S. 27-30.
5 Zur Biographie vgl. Le Nouëne, P.: „David d’Angers.”.
In: Saur Allgemeines Künstler-Lexikon 24, München, Leipzig 2000, S.
451-455.
6 Zu Plutarch vgl. Schazmann, Paul-Emile: David d’Angers. Profils de l’Europe.
Genf 1973, S. 5.
7 Beispielsweise Porträts führender Persönlichkeiten der Französischen
Revo-lution wie Robespierre oder Marat, aber auch ein aus der Erinnerung erstelltes
Porträt Lord Byrons. Die Medaillons sind zusammengestellt bei Reinis, J.
G.: The portrait medallions of David d’Angers: An illustrated catalogue
of David’s con-temporary and retrospective portraits in bronze. New York
1999.
8 Ausst.Kat. David d’Angers 1966 (wie Anm. 3), S. 81.
9 Grimm, Gerhard: „’We are all Greeks’. Griechenbegeisterung
in Europa und Bayern.“. In: Baumstark, Reinhold (Hg.): Ausst.Kat. München,
Bayerisches Natio-nalmuseum 1999-2000: Das neue Hellas. Griechen und Bayern
zur Zeit Ludwigs I. München 1999, S. 21-32, hier: S. 28.
10 Pelc, Milan: Illustrum Imagines. Das Porträtbuch der Renaissance (=
Stu-dies in Medieval and Reformation Thought 88). Leiden, Boston, Köln
2002, S. 13, 3.
11 Zum Profilbildnis, seiner Tradition und Nachwirkung vgl. Lipman, Jean: „The
Florentine Profile Portrait in the Quattrocento.“. In: The Art Bulletin
28, 1936, 1, S. 54-102; Bleyel, Matthias: „Profilporträts im Quattrocento
und im Siècle des lumières. Ein phänomenologischer Differenzierungsversuch.“.
In: Hes-se, Michael; Imdahl, Max (Hg.): Studien zu Renaissance und Barock. Manfred
Wundram zum 60. Geburtstag (= Bochumer Schriften zur Kunstgeschichte, Sonder-band).
Frankfurt/M., Bern, New York 1986, S. 175-195.
12 Die Beischrift links gibt neben dem Namen auch Geburtsort und- jahr an –
„Pont-à-Mousson 1783“.
13 Vgl. Franceschini, É.: „Fabvier.“. In: D’Amat, Roman
(Hg.): Dictionnaire de Biographie française 13. Paris 1975, Sp. 447f;
Reinis 1999 (wie Anm. 7), Kat. 174, S. 174.
14 Dazu die Kritik Gottfried Schadows an David d’Angers Kolossalbüste
Goe-thes, referiert von Maaz 2004 (wie Anm. 1), S. 87.
15 Bruel, André (Hg.): Les Carnets de (Pierre Jean) David d’Angers.
2 Bde. Bd. 1: 1828-1837. Bd. 2: 1838-1855. Paris 1958, Bd. 1, S. 119. Die Carnets
rei-chen von 1828 bis zu David d’Angers’ Tod 1856; sie sind nicht
in Form eines Ta-gebuches mit regelmäßigen datierten Einträgen
geführt, sondern in einzelnen Hef-ten zumeist ohne Bezeichnung des Tages
abgefasst. Die Abfolge und die Bezugnahme auf zeitpolitische Ereignisse ermöglicht
die Rekonstruktion der zeitlichen Ab-folge. Die Carnets waren nicht zur Veröffentlichung
bestimmt und wurden vom Bildhauer nicht ediert; sie weisen demzufolge zahlreiche
orthographische und grammatikalische Fehler auf sowie David d’Angers’
sprunghaft assoziative Be-schreibungen, die von Bruel beibehalten worden sind;
vgl. dazu ders.: „Historie des carnets.“. In: ebd. S. I-XIX.
16 Vgl. Reinis 1999 (wie Anm. 7), Kat. 174, S. 174; Ausst. Kat. David d’Angers
1966 (wie Anm. 3), Kat. 108, S. 93.
17 Dort heißt es: „si j’etais appellé avec des troupes
sous mes ordres pour dissiper un attroupement / j’employerais tous les
moyens possibles pour dis-soudre les groupes / la douceur la persuasion la menace
et même la force de me (sic) bras / mais après avoir épuisé
tout (sic) ces voies / s’il fallait faire feu sur le peuple je briserais
/ mon épée et donnerais ma demission (sic)... 1820“; vgl.
Reinis 1999 (wie Anm. 7), Kat. 174, S. 174.
18 Hugo, Victor: „Enthousiasme.“. In: ders.: Œuvres poétiques.
3 Bde. Bd. 1: Avant l’exil 1802-1851. Paris 1964, S. 605f.
19 Vgl. dazu sowie zur Diskussion der üppigen Haartracht in der Kunsttheorie
von Renaissance und Barock Raupp, Hans-Joachim: Untersuchungen zu Künstlerbild-nis
und Künstlerdarstellung in den Niederlanden im 17. Jahrhundert (= Studien
zur Kunstgeschichte 25). Diss. Bonn 1979. Hildesheim, Zürich, New York
1984, S. 124-126, hier: S. 125.
20 So vor allem bei Jean-Antoine Gros’ früher Ölstudie von 1796
im Louvre oder den verschiedenen Versionen von Jacques-Louis Davids „Napoleon
auf dem St. Bernhard-Pass“, aber auch in David d’Angers eigenem
Bildnismedaillon; vgl. Rei-nis 1999 (wie Anm. ), Kat. 58, S. 59.
21 Vgl. Reinis 1999 (wie Anm. 7), Kat. 173, S. 174.
22 Delmont, S.-J.: „Eynard.“. In: D’Amat, Roman (Hg.): Dictionnaire
de Bio-graphie française 13, Paris 1975, Sp. 348.
23 Schazmann 1973 (wie Anm. 6), S. 96-99. David d’Angers hatte ihn bereits
im April 1828 ersucht, ihm zu sitzen; vgl. ebd. S. 98. Dass sich beide auch
dar-über hinaus persönlich kannten, verdeutlicht die Tatsache, dass
es Eynard war, der sich im August 1837 nach dem Verbleib der „Jungen Griechin“
und dem Fort-schreiten des Denkmals für Botzaris erkundigte. Dieses wurde
schließlich am 18. Oktober 1838 im Beisein Ottos I. und seiner Frau feierlich
eingeweiht; vgl. Di-makopoulou 1982 (wie Anm. 3), S. 5. Die Beziehung zu Kapodistris
charakterisiert Rothpletz, Emil: Der Genfer Jean Gabriel Eynard als Philhellene
(1821-1829). Diss. Zürich 1899, S. 78-86.
24 Jouin, Henry: „David d’Angers. Nouvelles lettres du maître
et de ses con-temporains.“. In: Nouvelles archives de l’art français
(3. Ser.) 9, 1893, S. 168-301 (19. Eynard à David), hier: S. 186. Zu
Eynards Aktivitäten für die grie-chische Erhebung vgl. Bouvier-Bron,
Michelle: Jean-Gabriel Eynard (1775-1863) et le philhellénisme genevois.
Genf 1963.
25 Kolettis war in diesen Jahren Staatssekretär des Inneren und bestätigte
1835 das Eintreffen von David d’Angers „Junger Griechin“ in
Nauplia; vgl. Dima-kopoulou 1982 (wie Anm. 3), S. 4. Man kann also davon ausgehen,
dass ihm der Bildhauer bereits ein Begriff war, bevor dieser ihn porträtierte.
Zu Kolettis’ Jahren in Paris vgl. Kremmidas, Vasilis: O politikos Ioannis
Koletis. Ta hronia sto Parisi (1835-1843). Athen 2000.
26 Dazu Coifard 1985 (wie Anm. 1), S. 33-56.
27 Dazu Schazmann 1973 (wie Anm. 6), S. 95-102.
28 Jouin 1878, (wie Anm. 1) S. 460. Von einer Reise nach Griechenland hatte
er seit 1815 geträumt; vgl. Peltre, Christine: Retour en Arcadie. Le voyage
des artistes français en Grèce au XIXe siècle. Paris 1997,
S. 54.
29 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 4), S. 394.
30 Ausst. Kat. David d’Angers 1966 (wie Anm. 3), Kat. 163, S. 131f.
31 Hugo, Victor: „Canaris.“. In: ders. 1964 (wie Anm. 18), S. 595-598,
hier: S. 596. Zwei weitere Gedichte des Zyklus’ Les chants du Crépuscule
von 1832 und 1835 sind ebenfalls Kanaris gewidmet; vgl. ebd. S. 845-847, 852-955.
Als David d’Angers Kanaris porträtierte, war dieser bereits mehrfach
Marineminister und 1848 kurzzeitig Ministerpräsident Griechenlands gewesen.
Bei der Absetzung Ottos I. 1862 spielte er eine entscheidende Rolle; vgl. Likoudis,
S. E.: „Kanaris, Konstantinos.“. In: Neoteron Enkyklopaidikon Lexikon,
Ilios. 18 Bde. Bd. 10, Athen 1955, S. 188-190.
32 Flaubert, Gustave: Voyage en Orient 1849-1851. Eingel. und mit Anmerkun-gen
versehen von Maurice Nadeau (= Les Œuvres de Gustave Flaubert, 5). Paris
1964, S. 418f.
33 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 377. Am Ende seiner Reise erinnert sich David
d’Angers nochmals an Kanaris’ Frau und ihr heldenhaftes Verhalten
während des Unabhängigkeitskrieges. Er schreibt: „Mme Canaris,
lorsque Idra fut pris par les Turcs, attacha ses deux enfants sur son dos et
se jeta à la mer, pour échap-per au massacre général
et rejoignit ainsi les embarquements grecs; … .“; vgl. ebd., S.
412. Zu der nur in Gips ausgeführten Büste von Kanaris, die den Seehel-den
in Marineuniform zeigt, vgl. Jouin 1878, (wie Anm. 3), S. 466-471; Ausst.Kat.
Angers 1985 (wie Anm. 3), S. 70.
34 Bruel 1958, 2, (wie Anm. 15), S. 377. Später vermerkt der Bildhauer
ange-sichts des nach Griechenland verpflanzten bayerischen Königshauses
vorausschau-end: „Il est mort-né. On cherche à le germaniser,
mais les véritables Grecs ne l’accepteront pas“; ebd. S.
392. Auch Kanaris selbst stand zu jener Zeit bereits in Opposition zur Herrschaft
Ottos I.; vgl. Hering, Gunnar: Die politischen Par-teien in Griechenland 1821-1936
(=Südosteuropäische Arbeiten 90,1). 2 Bde. Bd. 1. München 1992,
S. 271.
35 Christine Peltre charakterisiert die Griechenlandreisenden im mittleren 19.
Jahrhundert aufgrund ihrer von Enttäuschung geprägten Haltung treffend
als „mishellènes“; vgl. ebd. 1997 (wie Anm. 28), S. 187-191.
36 Zu Griechenland in diesen Jahren vgl. Hering 1992 (wie Anm. 34), S. 247-322.
37 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 383.
38 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 380.
39 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 387.
40 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 381.
41 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 380.
42 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 384.
43 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 409-10. Da David d’Angers’ Kunst
allge-mein als Ausdruck für „eine sublimierte, edlere Welt als Alternative
der Wirk-lichkeit mit ihrem Neid und ihrer Fülle von Betrug“ verstanden
hatte, musste ihn der Zustand seiner Skulptur umso härter treffen; vgl.
Maaz 2004 (wie Anm. 1), S. 36. Im Jahre 1858 wurde die „Junge Griechin“
nach Paris überführt und von David d’Angers’ Schülern
Armand Toussaint und Jean-Jules Allasseur restauriert. 1866 kehrte die Skulptur
nach Griechenland zurück; vgl. Dimakopoulou 1982 (wie Anm. 3), S. 6.
44 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 411.
45 Bruel 1958, 2 (wie Anm. 15), S. 418.
46 Bruel 1958, 1 (wie Anm. 15), S. 52. Dass die Herangehensweise des Künst-lers
an diesem Punkt in die Romantik gehört, da Natur hier „als Metapher
des Nichtabbildbaren, des Transzendenten und Transitorischen“ aufgefasst
wird, führt aus Maaz 2004 (wie Anm. 1), S. 97f.